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(Philipp Spengler)

Abschriften:

(Mitangeklagte)

Abschriften Akte Peter Plein

Bundesarchiv Berlin: ZC-13097-Band 1

Blatt 45

Schreiben an das Gericht 21.März 1944

Hohergerichtshof!

Stelle Ihnen hier einige Gegenbeweise zur Verfügung. Wie in der Anklageschrift behauptet wird, dass ich zu abgesprochenen Treffpunkten gegangen wäre, das stimmt nicht.

Samstag ging ich mir am Hort-Wessel-Platz eine Karte und Rauchwaren holen. Dann habe ich da meine Freunde Gazke und Volk, auch schon (mal) König (getroffen), Volk wohnt da am Platz. Gatzke und König gingen genau wie ich ihre Rauchwaren da holen.

Wir gingen dann meistens ein Glas Bier trinken. Da haben wir dann von den Kriegsereignissen gesprochen. Aber nicht, wie behauptet in gehässiger Art, sondern so, wie es vernünftigen Männern zukommt.

Ich habe mich gefreut, wenn ich mit einem zusammen kam, denn auf meinem Arbeitsplatz war ich die ganze Woche allein und hatte keine Gelegenheit zur Unterhaltung ausser mit meiner Frau.

Sonntag war es derselbe Grund, warum ich mit meinen Freunden zusammenkam, aber nicht, wie gesagt, aus kommunistischen Gründen, denn ich war nie in der Kommunistischen Partei gewesen und habe ihr auch nicht nahegestanden. Kann deshalb auch nicht wissen, was Flüsterpropaganda ist.

Dass von meinen Freunden mal einer in der K.P.D. gewesen ist, weiß ich nicht, denn wir haben da noch nicht von gesprochen.

Wir sind nicht mit der Russischen Idee einverstanden, weil wir von den Greueltaten der Russen gehört haben durch Funkzeitung und durch Augenzeugen. Dass ich den Bolschewismus herbeiwünsche, wie es in der Anklageschrift heißt, das ist unwahr, ich habe wohl gesagt, mir wäre eine Volksdemokratie lieber, als alles andere.

mit Hochachtung
Peter Plein

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Blatt 14-15

04. Februar 1944

an den Herren Oberreichsanwalt
beim Volksgerichtshof Berlin

In der Strafsache Akte Z9JS743/43 Peter Plein Düsseldorf 2H2-44 bitte ich meinen Mann aus der Haft zu entlassen. Ich kann mir gar nicht denken, dass mein Mann irgend etwas politisches getan haben sollte. Wir sind 36 Jahre verheiratet und mein Mann hat immer über alles mit mir gesprochen, sodass ich seine Ansichten ganz genau zu kennen glaube.

Er hat sich nie politisch betätigt. Das hat er in den Jahren vor dem Umschwung genausowenig getan, wie nachher.

Er gehörte auch keiner Partei an, nicht einmal in irgendwelchen Vereinen ist er gewesen, sondern lebte ganz für seine Arbeit und seine Familie.

Die Stadtgärtnerei, bei der er seit vier Jahren tätig ist, schätzte ihn auch sehr, sowohl in seiner Arbeit, als auch in seinem Charakter, er genoss dort großes vertrauen.

Mein Mann ging auch sehr wenig aus, er hatte ein Beinleiden seit langen Jahren und ist sowohl körperlich, als auch nervlich wenig kräftig. Infolgedessen war er nach seiner Tagesarbeit immer sehr oft müde und hatte auch schon deshalb wenig andere Interessen.

Dass er alleine ausging war überhaupt ganz selten, ausser dem Einholen seiner Rauchwaren und Wochenkarte, ging er nur mit mir und den Enkelkindern spazieren.

Wir wohnen schon seit 30 Jahren in derselben Wohnung und nebenan ist die Wirtschaft Pabelik. Dorthin ging mein Mann Samstagabends, sein Glas Bier trinken, er bleib aber nie lange.

Ich wüsste gar nicht, wo mein Mann Gelegenheit gehabt hätte, irgend etwas politisch verbotenes zu tun. Man muss doch immer bedenken, dass mein Mann schon 59 Jahre alt ist, wie sollte er, der sein ganzes Leben still für sich gelebt hat, in seinem Alter dazu kommen, sich an verbotenen Sachen zu beteiligen, bei seiner im ganzen etwas schwachen Art.

Mein Mann ist nun schon 5 Monate in Haft und ich bitte, ihn deshalb zu entlassen.

Heil Hitler
Frau Johanna Plein

 

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Blatt

Betrifft: Peter Plein
Enthält: Meldung Selbstmord

Der Untersuchungsgefangene Peter Plein, geboren am 28.9.1894 hier in 16JS586/43 wegen Vorbereitung zum Hochverrat seit dem 21.9.1943 in Untersuchungshaft, hat sich in der letzten Nacht in seiner Zelle, in der er alleine untergebracht war, an seinem Halstuch, dass er an dem Knopf der Signallampe befestigt hatte, erhängt. Plein hat anliegende Abschiedsbriefe an seine Angehörigen geschrieben.

Düsseldorf, den 28.März 1944

 

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Blatt 33

Brief Frau Plein

Mein lieber Mann, muss Dir mal wieder ein paar Zeilen schreiben, damit Du weisst, dass wir für Dich noch da sind, es wird nun solange Du dort bist, meine Sonntagnachmittagstunde sein.
Wir sind noch alle gesund und munter, was wir auch von Dir, lieber Mann, hoffen. Rolf war 14 Tage krank und nun wieder munter und ich hatte Dir vor 14 Tagen ungefähr auch einen Brief geschicktund habe noch nichts gehört von Dir.
Kannst Du uns wieder schreiben, damit wir wissen, wo wir dran sind, oder bist Du Krank, hoffentlich nicht, Du musst gesund bleiben.
Für uns die Zeit geht auch rum.

Es grüßt Dich bis zum Wiedersehen, Deine liebe Frau und Kinder

Die halbe Nachbarschaft lässt Dich grüßen, Du bist noch nicht verlassen…

 

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Blatt 33

Abschiedsbrief Peter Plein

Umschlag (Brief von seiner Frau) überschrieben:
Bitte meiner Frau geben
Frau Plein bei Reinartz in Düsseldorf, Höhenweg 3

Düsseldorf den 26.03.44

Viel geliebte Frau,
nehme hiermit von Dir und Kinderen Abschied für immer. Mir tut es sehr leid, dass ich so handeln muss, seh aber keinen Ausweg, denn ich bin den Hunger nach Freiheit und Nahrung satt.
Weiss auch nicht, ob ich mit Euch noch lebend zusammen gekommen wäre, wenn ich den anderen Weg weiter gegangen wäre und hätte Hunger und Elend weiter ertragen.
Vielleicht wäre ich bis dahin, dass ich frei kommen konnte auch tot gewesen. Und ich hätte auch nicht viel gerettet, als einen kranken Mann, der Dir nur zur Last gewesen wäre.
Nun musst Du Dir das nicht so zu Herzen nehmen, denn Du hast es ja so viel leichter, kannst eher allein bei den Kindern bleiben, als wenn ich noch dabei wäre.
Und zu dem hast Du auch noch Mutter unterzubringen, was Euch auch schwer fiele, wenn ich dabei wäre.
Ich würde noch warten, aber ich sehe auf Jahre nur Hunger und Elend und dafür mein Leben zu erhalten und Dir eine Last zu sein, dazu habe ich keine Kraft mehr.

Nun will ich Dich Liebe zum letzten Mal viel tausendmal grüßen und küssen, Dein Dich immer liebender Mann

Grüße die Kinder und sage Leni, sie soll sich das nicht so zu Herzen nehmen, es wäre doch für mich leichter so, bestelle Willi, Horst,  Ralph und Mutter meine letzten herzlichen Grüße

Grüße auch Heiner Roller und (?)  von mir Sag ihnen, es würde mir sehr leid tun, dass ich sie nicht mehr besuchen könnte.